Ein ganzer Tag voller Einsatzübungen für die Ortsfeuerwehr Brinkum

 

Loy-(mt). Um Einsatzbedingungen so real wie möglich zu üben werden bei Feuerwehren immer wieder Übungseinsätze durchgeführt.Die Einsatzkräfte finden eine oft mühevoll vorbereitete Situation vor, deren Entstehung durch einen „Lagezettel“ erklärt wird.

Auch wichtige Parameter für den Einsatz wie z.B. Außentemperatur / Jahreszeit / Windrichtung oder Verletzungsgrad der Übungspuppen und Statisten werden darauf verewigt. Einen ganz besonderen Tag mit gleich vier realistischen Einsatzübungen erlebten am vergangenen Samstag 30 Kameradinnen und Kameraden der Ortsfeuerwehr Brinkum an der Niedersächsischen Akademie für Brand- und Katastrophenschutz in Loy, deren Übungsanlage sich die Brinkumer extra gemietet hatten. Ausgedacht haben sich die Lagen die die beiden Kameraden Hartmut Specht und Dr. Christian Märkert. Unterstützt wurden Sie von dem befreundeten Feuerwehrkameraden Thomas Hettinger.
Nach einem gemeinsamen Frühstück und einer kurzen Begrüßung durch Regierungsbrandmeister Schnittjer, der zufällig auch auf dem Gelände war, begannen die Übungen. Im ersten Übungsteil lautete die Einsatzmeldung „Person droht zu springen“. In der Übungshalle wartete auf einem Brüstungsgang in luftiger Höhe ein Mann, der den eintreffenden Kameraden unmissverständlich mitteilte, dass er bereit war sein Leben durch einen Sprung in die Tiefe zu beenden. Während Einsatzleiter Thomas Erdt den Kontakt zum Betroffenen hielt machten die Einsatzkräfte vor der Halle den Sprungretter einsatzbereit. Durch Verhandlung gelang es schließlich den Mann von seinem Vorhaben abzubringen. Er wurde anschließend mit der Drehleiter aus seiner Position gerettet. 
 

 Vor dem gemeinsamen Mittagessen folgte dann noch eine zweite Übung. Die Übungshalle war in diesem Fall eine Lagerhalle und vor einem Tor der Lagerhalle lief aus einem LKW mit Ladeboardwand ein unbekannter Stoff aus. Eine Person wurde zuvor im Bereich des LKW gesehen und diese wurde anschließend vermisst. Für die Ortsfeuerwehr Brinkum galt es nun die Standard Einsatzregel für Unfälle mit Gefahrstoffen abzuarbeiten. Die Gefahr wurde zunächst aus sicherer Entfernung über die Gefahrgutnummer identifiziert, der Unfallbereich wurde weiträumig abgesperrt. Unter Atemschutz wurde der Fahrer aus dem Führerhaus rettet und alle Informationen wurden den nachgefordeten Spezialkräften übermittelt. Eine vermeidlich einfache Lage, die aber alle Einsatzkräfte rund um Einsatzleiter Rolf Wiechmann forderte, denn das Ausarbeitungsteam zeigte sich sehr kreativ, wenn in bestimmten Bereichen die Aufgaben zu leicht abgearbeitet werden konnten. Dann tauchte aus dem nichts ein Mitarbeiter der Firma auf einem Besenwagen auf und hielt unmittelbar in der Pfütze aus Gefahrstoff an, weil er mal wissen wollte, was denn eigentlich los sei. Er hatte sich extra einen Weg durch die Absprerrungen gesucht, was ja gar nicht so einfach gewesen war.

 

Rechtzeitig zum Ende der Gefahrstoffübung hatten die beiden Brinkumer Feuerwehrmitglieder Andreas und Katy Prescher eine warme Gyrossuppe für alle nach Loy transportiert. Gut gestärkt konnte die dritte Übung in Angriff genommen werden. Auch diese Situation gehört zum Standardgeschäft der Brinkumer Feuerwehr: Ein Kellerbrand in einem dreigeschossigen Haus, in dem noch mehrere Personen eingeschlossen oder vermisst sind. Man kennt diesen Einsatz auch als „kritischen Wohnungsbrand“, er ist der Maßstab, an dem sich Hilfsfristen und Austattung von Feuerwehren orientieren. Den eintreffenden Einsatzkräften bot sich ein schlimmes Lagebild. Rauch dringt bereits vom Erdgeschoss bis zum Dachgeschoss aus den Fenstern, im 2.OG ruft ein Mann auf der Vorderseite um Hilfe. Auf der Rückseite hängt eine offensichtlich bewusstlose Person aus dem Fenster im 2.OG. Vor dem Haus liegt eine leblose Person, von einer weiteren vermissten Person im Gebäude wird den Rettern berichtet. Entscheidungen in Sekunden. Wer rettet wen und wann? Die Rettung der rufenden Person im 2.OG über die Drehleiter konnte in kürzester Zeit abgeschlossen werden, auch die Rettung der bewusstlosen Person im 2.OG konnte über Drehleiter zügig durchgeführt werden. Im Innenangriff wurde sowohl die vermisste Person gefunden und gerettet, als auch das Feuer von zwei Teams bekämpft. Der gesamte Löschzug war über eine Stunde mit der abarbeitung der Lage beschäftigt. Im echten Feuerwehralltag wäre spätestens nach 15 Minuten Verstärkung eingetroffen.
Ein letztes Szenario ging dann noch einmal in eine ganz andere Richtung. Bei einem Verkehrsunfall hatte ein PKW eine Leitplanke durchbrochen und auf dem dahinterliegenden Radweg einen Radfahrer unter sich begraben. Erschwerend kam hinzu, dass das Gelände hinter der Leitplanke stark abschüssig war. Ein Rüstwagen, wie er bei einem solchen Einsatz immer mit alarmiert werden würde, stand leider nicht zur Verfügung. Die Brinkumer nutzen die Gelegenheit und probierten verschiedene Varianten um den Radfahrer schonend unter dem PKW zu bergen. Am Ende brachte dann der Kranbetrieb der Drehleiter den gewünschten Einsatzerfolg. Der PKW wurde gegen wegrollen gesichert und dann mittels mit jeweils 4 Tonnen belastbaren Bandschlingen am Leiterpark der Drehleiter befestigt. Nachdem der Leiterpark anschließend das Fahrzeug einige Zentimeter angehoben hatte, konnten die Retter das Unfallopfer mit einer Schaufeltrage unter dem Fahrzeug herausziehen und an den Rettungsdienst übergeben.
Alle Teilnehmer waren sich am Ende einig, diese Form der Ausbildung soll auch im kommenden Jahr wieder auf dem Dienstplan landen.